Vernetzung wichtiger Rohstoffe
Fünf Dinge, die wir heute tun können, um die Schifffahrt zu dekarbonisieren
Als einer der weltweit grössten Charterer von Tankschiffen wissen wir, wie wichtig es ist, die Dekarbonisierung der Schifffahrt zu unterstützen.
Zu diesem Zweck haben wir kürzlich vier Gastanker bestellt, die mit CO2-armem Ammoniak betrieben werden können. Wir erwarten die Lieferung des ersten Schiffes, in der zweiten Hälfte des Jahres 2027.
Während wir uns weiterhin für die Einführung einer CO2-Abgabe und eines «Feebate»-Systems einsetzen, um die langfristige Dekarbonisierung in der Schifffahrt voranzutreiben, sind wir uns dessen bewusst, wie wichtig es ist, die CO2-Emissionen so schnell wie möglich zu reduzieren, da diese Branche für rund drei Prozent der globalen Treibhausgasemissionen (THG) verantwortlich ist.
Dies ist umso wichtiger, da die gegenwärtige Störung des Welthandels durch die Unbefahrbarkeit des Roten Meeres zu erheblich längeren Schifffahrtsrouten und einem dramatischen Anstieg der Emissionen führt.
Wir schätzen, dass allein in diesem Jahr 200’000 Barrel Schweröl pro Tag von Öltankern verbraucht werden, wenn sie um das Kap der Guten Hoffnung umgeleitet werden. Dies entspricht einem Anstieg der jährlichen Emissionen um 4,5 % allein bei Öltankern.
Wenn man Containerschiffe und andere Schiffe berücksichtigt, gehen wir davon aus, dass die Schifffahrtsbranche in diesem Jahr aufgrund der Störungen zusätzliche 500’000 Barrel Kraftstoff pro Tag verbrauchen wird.
Neben dem Zeitwert des Geldes – eines der grundlegenden Konzepte des Finanzwesens – ist es auch hilfreich, den Zeitwert der Treibhausgasemissionen zu berücksichtigen.
Eine Tonne CO₂, die heute reduziert wird, ist mehr wert als eine Tonne CO₂, die in Zukunft reduziert wird.
Das liegt daran, dass es die kumulative Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre ist, die den langfristigen Klimawandel vorantreibt. Je mehr wir also jetzt tun können, desto besser ist es für die Umwelt.
Die gute Nachricht ist, dass es zahlreiche Massnahmen gibt, die wir schnell umsetzen können, um die aus der Schifffahrt resultierenden Emissionen zu reduzieren.
Dazu gehören:
Biokraftstoffe
Eine der Möglichkeiten ist der Einsatz von Biokraftstoffen. Es gibt verschiedene Arten von Biokraftstoffen auf dem Markt, darunter Biodiesel, auch bekannt als Fettsäuremethylester (FAME). Dieser wird aus Pflanzenöl, tierischen Fetten oder gebrauchten Speiseölen durch ein Verfahren gewonnen, das als Umesterung bekannt ist. Trotz der Rohstoffbeschränkungen sind Biokraftstoffe attraktiv, da sie praktisch ohne Nachrüstung von Schiffen und Infrastruktur verwendet werden können.
Sie können auch mit traditionellen Schiffskraftstoffen wie Schweröl mit sehr niedrigem Schwefelgehalt (VLSFO) gemischt werden, um eine Emissionsreduzierung zu erreichen. B30 – eine Mischung aus 30 % FAME und 70 % VLSFO – wird voraussichtlich vorzugsweise genutzt werden und in naher Zukunft eine wichtige Rolle spielen, während die Branche zu kohlenstoffarmen oder -freien Kraftstoffquellen übergeht. Trafigura liefert B30 bereits über unser Bunker-Joint-Venture TFG Marine, und wir werden durch unseren jüngsten Kauf von Greenergy (eines Lieferanten und Vertreibers von Transportkraftstoffen und Biokraftstoffen) zu einem wichtigen Hersteller von Biodiesel werden.
Energieeffizienz
Technische Massnahmen wie Silikon-Rumpfbeschichtungen, Nachlaufausgleichskanäle (WED), Antifouling-Ultraschall-Propeller-Technologie sowie kontinuierliche Unterwasser-Rumpfreinigung und Propellerpolierung sind eine weitere Möglichkeit zur schnellen Reduzierung von Emissionen.
Eine Reihe unserer eigenen Schiffe haben wir bereits mit Silikon-Rumpfbeschichtungen und WED nachgerüstet.
Langsamfahrt
Eine der schnellsten und kostengünstigsten Möglichkeiten, den CO₂-Ausstoss zu reduzieren, ist Langsamfahrt – die Praxis, die Marschgeschwindigkeit der Schiffe zu senken. Durch langsameres Fahren verbrauchen Schiffe weniger Kraftstoff, wodurch nicht nur die Betriebskosten gesenkt, sondern auch die Treibhausgasemissionen reduziert werden.
Natürlich ist Langsamfahrt eine Option, die nicht jedem offen steht - einige Schiffe wurden zum Beispiel nicht für langsame Geschwindigkeit konstruiert. Andere wiederum müssen die Geschwindigkeit ggf. erhöhen, um die verlorene Zeit zu kompensieren, wenn sie aufgrund von Störungen gezwungen waren, längere Strecken zu nehmen. Auch werden durch eine deutliche Reduzierung der Geschwindigkeit der Flotte mehr Schiffe benötigt, um den Bedarf zu decken. Aber auch wenn die aus dem Bau und Betrieb neuer Schiffe resultierenden zusätzlichen Emissionen berücksichtigt werden, führt die Langsamfahrt dennoch zu CO₂-Einsparungen.
Laut Transport & Environment, einer Nichtregierungsorganisation, die sich auf die Dekarbonisierung des Verkehrs in der EU konzentriert, führt die Reduzierung der Flottengeschwindigkeiten um durchschnittlich 10 % insgesamt zu einer CO₂-Einsparung von 19 %.
Daten und Digitalisierung
Um die Emissionen zu reduzieren, muss die Schifffahrtsindustrie unbedingt in der Lage sein, sie auf jedem einzelnen Schiff zu messen. Wir können uns nicht auf Branchendurchschnitte verlassen, da diese Schätzungen möglicherweise nicht die tatsächlichen Emissionen widerspiegeln. Das ist einer der Gründe, warum wir in ein Unternehmen namens Daphne Technology investiert haben. Die in der Schweiz ansässige Gruppe hat ein System namens PureMetrics™ entwickelt, das Treibhausgasemissionen (THG) von Bord eines Schiffes in Echtzeit messen und melden kann.
Darüber hinaus müssen wir in der Lage sein, die Versorgung mit Schiffskraftstoff genau zu messen, weshalb TFG Marine den Einsatz von Massendurchflussmessern gefördert hat. Wenn sie an Schiffen angebracht werden, können Massendurchflussmesser computergestützte, in Echtzeit bereitgestellte Aufzeichnungen über genaue Mengen liefern. Wenn all diese Daten mit den Tools zur Routen- und Reiseoptimierung kombiniert werden, können sie dazu beitragen, die Effizienz des Schiffes zu maximieren und die Emissionen zu reduzieren.
Abscheidung von Emissionen
Kohlenstoffabscheidung direkt an Bord zur Sequestrierung von CO₂ und auch anderen Treibhausgasen wie z.B. Methan ist ein weiterer Schritt, der unternommen werden kann, um die Umweltauswirkungen der Schifffahrt zu reduzieren. Daphne Technology entwickelt derzeit ein Reinigungssystem, das speziell auf ein Entweichen von Methan aus Motorabgasen abzielt. Dies ist besonders relevant, da viele Reeder und Betreiber Schiffe bestellt haben, die mit LNG (Flüssigerdgas) betrieben werden – von Containerschiffen und Kreuzfahrtschiffen bis hin zu LNG-Tankern selbst.
Letztendlich gibt es keine einfache Lösung, wenn es um die Dekarbonisierung der Schifffahrt geht, und wir werden eine Reihe von Optionen benötigen, um die Emissionen jetzt und in Zukunft zu reduzieren. Zum Beispiel handelt es sich bei Brennstoffzellen und Batterien, die mit erneuerbarer Energie aufgeladen werden, um emissionsfreie Antriebsquellen, obwohl sie derzeit nur für Schiffe in Frage kommen, die kurze oder küstennahe Fahrten unternehmen, z.B. für Passagierfähren. Bei grösseren Hochseeschiffen haben grosse solide Wasp- (Wind Assisted Ship Propulsion) Systeme das Potenzial, den Kraftstoffverbrauch und damit die Emissionen zu senken.
Man muss es ganz deutlich sagen: diese kurzfristigen Massnahmen sind kein Ersatz für den Übergang zu emissionsarmen Schiffskraftstoffen. Wir gehen davon aus, dass in Zukunft emissionsarmes Ammoniak und Methanol die primären Schiffskraftstoffe sein werden. In der Zwischenzeit müssen wir alle möglichen Massnahmen ergreifen, um die Treibhausgasemissionen heute zu reduzieren, zu vermeiden bzw. zu mindern, um zu verhindern, dass das Problem des Klimawandels in Zukunft noch schwerer zu lösen ist. Wir haben keine Zeit zu verlieren.
*Trafigura-Schätzungen
Erfahren Sie mehr über unsere längerfristige Strategie zur Dekarbonisierung der Schifffahrt
ENGAGEMENT AUF ALLEN EBENEN
Das Unternehmen Trafigura ist Gründungsmitglied der First Movers Coalition, (FMC), die vom Weltwirtschaftsforum und von der US-Regierung geleitet wird, einer globalen Allianz von Unternehmen, die ihre Kaufkraft einsetzen, um sieben der emissionsintensiven Sektoren der Welt, die für 30 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich sind, zu dekarbonisieren.
Wir sind die folgenden Verpflichtungen in drei der Zielsektoren des FMC eingegangen: